Pressemeldung, 02.07.2024, Baustellen in Mainz

02.07.2024

                                                                                                                                             

Baustellen in Mainz

Baustellen in Mainz – Sorge um den Mainzer Einzelhandel?

Seit knapp einer Woche staut sich der Verkehr um die Binger Straße und um die Windmühlenstraße. Ist die Erreichbarkeit der Mainzer Innenstadt in Gefahr? Wütende Kommentare und Leserbriefe sind in den Sozialen Medien zu lesen. Wie kann man trotz Großbaustellen weiter Menschen in die Stadt bekommen? Wie verkauft man Baustellen sympathisch? Ist der Handel in Gefahr?

In der AZ vom 24.6.2024 war zu lesen: Enger werde es am Nachmittag, aber: „Verkehr ist ein flexibles System. Wenn die Leute merken, es ist zu einer bestimmten Uhrzeit schwierig, fahren sie eine Stunde eher oder später. Und stadtauswärts haben wir ja auch noch die Gaustraße.“ Das neue Parkleitsystem sorge dafür, dass Autofahrer ihren Weg in die Innenstadt finden, so Verkehrsdezernentin Steinkrüger. „Ich bin zuversichtlich, dass es eigentlich keiner merken wird, dass hier eine Baustelle ist“, sagte sie. Anfänglich steigender Verkehrsdruck reguliere sich mit der Zeit.

Leider ist es nicht so, dass Autofahrer, die in die Stadt fahren, wählen können, wann sie in die Stadt fahren oder aus der Stadt herausfahren. Lieferanten, Kunden, Patienten etc. haben Termine, berufliche Verpflichtungen, Arzttermine, elterliche Pflichten und es gibt mit Sicherheit noch mehr Gründe zu bestimmten Zeiten nach Mainz oder aus Mainz fahren zu müssen.

Auch wird immer wieder von Verkehrsdezernentin Janina Steinkrüger betont, dass es sich nicht um Baumaßnahmen der Stadt Mainz handle. Eine Baumaßnahme, die im öffentlichen Raum stattfindet, kann nicht als Baumaßnahme einer Privatperson oder wie hier an der Binger Straße als jene der „MM“ abgeschoben werden.

Bereits bei den Vorbesprechungen, seit über 2 Jahren, wurde das Thema des Baustellenmarketings wiederholt angesprochen. Zuletzt bei einem Netzwerk-Cityfrühstück am 05. Mai 2024, bei welchem über den Planungsstand der Mainzer Straßenbahnprojekte informiert wurde. Mainz City Management e.V. hat bereits beim Umbau der Boppstrasse und der Großen Langgasse auf die Notwendigkeit eines Baustellenmarketings verwiesen, was darauf hin auch teilweise umgesetzt werden konnte. „Unser Mainz in Rheinhessen e.V.“ hat bereits 2017 eine Veranstaltungsreihe mit dem Fachmann für Baustellenmarketing Herrn André Haußmann ins Leben gerufen. Im Zuge dessen sagte die damalige Verkehrsdezernentin Frau Eder positiv und kompromissbereit: „Wir haben aus den Fehlern vergangener Bauprojekte gelernt und wollen es nun gemeinsam besser machen!“.

Leider ist diesbezüglich nichts passiert, obwohl man sogar auf Banner von damals hätte zurückgreifen könnte. Trotz frühzeitiger Anfrage ist bis jetzt immer noch nicht klar, was aus den seinerzeit so erheiternden Plakatwänden mit Playmobil-Figuren geworden ist.

Die Mainzer Straßenverkehrsbehörde hatte schon angekündigt, die Situation zu beobachten und gegebenenfalls zu regulieren. Einiges war aber schon im Vorfeld ersichtlich.  So zeigte die Wegweisungen sowohl für die Parkhäuser als auch die Straßenführung an der Kupferbergterrasse, stadteinwärts, nur in Richtung Binger Straße, die ja schon gesperrt war. Hier hat der Abteilungsleiter der Straßenverkehrsbehörde am 26. Juni zumindest pragmatisch eigegriffen. Aber wenn man die Anlieger vorher involviert hätte, die Wegweisung mit ihnen besprochen hätte, wären sicher Anregungen gekommen, die man in die Planung hätte aufnehmen können.

Zwei Beispiele:

  1. Die Große Bleiche zwischen Umbach und Münsterplatz weist dort unglücklicherweise eine Verengung der Fahrspur auf. So sollte man dem ÖPNV, der wiederholt die Umbach-Kreuzung für den querenden Verkehr blockiert, die rechte Spur von der Großen Bleiche kommend bis zum Münsterplatz als „Busspur“ exklusiv anbieten, denn die Busse wollen alle in die Bahnhofstraße.
  2. Die stadteinwärts führende Situation aus Richtung Saarstraße sollte schon ab der Agentur für Arbeit in drei Spuren aufgeteilt werden – eine in Richtung Am Linsenberg/Langenbeckstraße, die anderen beiden für die Innenstadt. Spätestens beim „Me and All-Hotel“ sollte nur noch eine Spur stadteinwärts ausgewiesen werden. So könnte der Verkehr von der Hochbrücke einwandfrei einfädeln und die Chance für die Parkhausnutzer City-Port ist höher, diesen Bereich zu verlassen.

An allen Stellen, von Agentur für Arbeit, von der Kupferbergterrasse, von der Parcusstraße, am Aliceplatz, am Münsterplatz usw. gibt es genügend Möglichkeiten ein freundliches Baustellenmarketing und eine sinnvolle graphisch ergänzende Verkehrsleitplanung zu betreiben.

„Die reinen „U“-Schilder sind bis zur „U7“ ein nicht mehr annehmbares „Irrwegethema“, betonen Thomas A. Klann und Ulrich H. Drechsler, die Vorsitzenden von „Unser Mainz in Rheinhessen e.V.“. „Eindeutig, sympathisch und frühzeitig muss eine Verkehrsleitplanung Besucher informieren und abholen!“, so Thomas A. Klann, der berufliche Parallelen zur Organisation von eigenen Baustellen als Architekt zieht. Das vorhandene Parkleitsystem zeigt nur an, wie die Auslastung in den Parkhäusern

aussieht. Die Stadt Mainz benötigt dringend – wenn auch nur analog – im Baustellenfall ein Verkehrsleitsystem, das die Autofahrer durch die Stadt geleitet.

Die Behinderung des ÖPNV, insbesondere der Straßenbahn, durch einfahrende PKWs sind ein tägliches Ärgernis am Münsterplatz. Auch dieses Thema ist durch eine entsprechende Plakatierung im Großformat freundlich darstellbar.

Am Samstag, 29.06.2024, stellten Händler der Innenstadt fest, dass gar keine Autos mehr auf der Großen Bleiche fuhren. Ein Händler stieg auf sein Fahrrad und fand die Ursache in der Bauhofstraße, die kurzerhand ab der hinteren Bleiche als gesperrt, bzw. für Anlieger frei, deklariert wurde.

Kein Fahrzeug konnte die Parkhäuser Kaufhof, Bleichenviertel, Römerpassage und indirekt auch Schillerplatz mit Kronberger Hof erreichen.

Die Sperrung wurde aufgrund der SWR-Veranstaltung durchgeführt. Doch Kunden müssen wenigstens reibungslos die Parkhäuser erreichen.

Wenn nicht, dann muss der Veranstalter die gesamte Innenstadt mit einem Verkehrsleitverfahren an diesem Samstag ausstatten, mit dem die Kunden die passenden Parkhäuser erreichen.

Wie bereits erwähnt hat Frau Eder sich in Zuge der Baustelle Große Langgasse auf Anregung des Vereins „Unser Mainz in Rheinhessen e.V.“ mit dem Thema Baustellenmarketing beschäftigt. Hier wurde vom Verein ein Experte für Baustellenmarketing engagiert. Frau Eder hat damals zu verstehen gegeben, dass ein Baustellenmarketing sinnvoll ist – das war im Jahr 2017.

Die 25.000,- €, die Frau Eder damals noch zur Verfügung stellen konnte, reichten zwar bei weitem nicht aus, um wirklich etwas zu bewirken, aber es war ein Zeichen, dass man die Ängste der Gastronomie und Händlerschaft verstanden und ernst genommen hat.

Sowohl der damalige Oberbürgermeister Herr Ebling wie auch Frau Eder haben damals die Notwendigkeit gesehen, dass bei gravierenden Baumaßnahmen ein Baustellenmarketing notwendig ist und wollten für künftige Baustellen daran denken. Nun sind weder Frau Eder noch Herr Ebling in Ihren Ämtern, somit appellieren wir an Verkehrsdezernentin Janina Steinkrüger und unseren Oberbürgermeister Nino Haase.

Die Händler sind fassungslos bis verzweifelt, wie viele Umsatzhemmnisse sie noch erleiden müssen und insbesondere, dass hier offensichtlich eine Lethargie im Bereich der Stadtpolitik gegeben ist, ein Baustellenmarketing zu betreiben. Nach wie vor fehlt die Kommunikation der Stadt an die Besuchenden und Kund*innen. Außer den Umleitungsschildern sieht man nichts.

„Schlecht gelauntem Publikum etwas zu verkaufen ist Königsdisziplin“, sagt ein Händler aus dem Markt-Quartier. „Es wird auf jeden Fall eine große Herausforderung, die Kunden wieder in Kauflaune zu bekommen, wenn sie denn uns Händler als Einkaufziel irgendwann erreicht haben.“

Annette Plachetka, Vorsitzende der Werbegemeinschaft, teilten Kunden mit, dass ihnen die Beschilderung zu kompliziert ist. Diese wendeten und fuhren wieder nach Hause.

„Die Mainzer Innenstadt ist im Wettbewerb mit Onlinehändlern, Einkaufszentren, „Grüne Wiese“-Standorten, rheinhessischen und rechtsrheinischen Geschäftszentren. Der Mainzer Einzelhandel kann nicht nur durch die Mainzer Kunden überleben. Der Handel braucht einen ausreichend großen Einzugsbereich, benötigt zum langfristigen Überleben die einzelhandelsrelevante Kaufkraft im Rheinhessischen Einzugsgebiet“, so Jan Sebastian, stellvertretender Vorsitzender von Mainz City Management e.V. und Präsident des Handelsverbandes Rheinland-Pfalz. „Handel ist Wandel und viele Einzelhändler können schnell auf Veränderungen reagieren,“ ergänzt Sandra Klima, Citymanagerin, „aber diese Situation stellt den Handel vor nicht alleine lösbare Probleme. Hier muss die Stadtverwaltung dringend schnell reagieren. Baustellen dürfen nicht genutzt werden, um die Autos aus der Innenstadt zu halten. Viele Vereine und Organisationen geben sich Mühe, um die Innenstadt von Mainz zu erhalten – es ist wichtig, dass diese auch erreichbar bleibt. Geführt und organisiert!“

Kontakt:

Sandra Klima

Mainz City Management e.V.

c/o Werbegemeinschaft Mainz e.V.

Ludwigsstraße 7

55116 Mainz

Telefon: 0173 / 45 18 146

Sandra.Klima@mainz-citymanagement.de

 

Ulrich H. Drechsler und Thomas A. Klann

Unser Mainz in Rheinhessen e.V.

c/o Werbegemeinschaft Mainz e.V.

Ludwigsstraße 7,  55116 Mainz

Telefon: 0173 / 6506500 Drechsler / Telefon: 0173 / 3217194 Klann

info@unser-mainz-ev.de